Kaufberatung


Gut vorbereitet zum Besichtigungstermin


Die Schwachstellen des Typ 43

Mit Hilfe dieser Kaufberatung, die ihren Schwerpunkt bewusst auf die karosserieseitige Prüfung legt, möchten wir jedem Interessenten eines Typ 43 etliche wichtige Hinweise mit auf dem Weg zur Besichtigungstour geben. Sie erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit, kann es doch bei einem Fahrzeug aus den Jahren 1976-1982 immer wieder zu den skurrilsten Schäden durch Rost kommen. Im Prinzip muss man daher davon ausgehen: überall wo ungeschütztes Blech verbaut wurde, kann es auch rosten.

Es ist klar, wenn nach längerer Suche endlich ein für sich interessanter Audi 100 die Vorfreude vor der Besichtigung oft mächtig anwachsen lässt. Emotionen kochen leicht über, wenn man vor Ort einen ersten Blick auf den Wagen werfen konnte. Nach dem Kauf tauchen jedoch allzu gerne immer wieder Mängel oder Macken auf, die man bei sorgfältiger und möglichst gelassener Stimmung leicht hätte entdecken können. Daher gilt zunächst für den Besichtigungstermin: Zeit einplanen und Gefühle hintenanstellen, auch wenn es schwer fällt. Natürlich ist das Angebot an Typ 43 nicht mehr derart groß, dass man getrost einem Verkäufer absagen könnte, wenn dieser gerade DEN Wagen anbietet, den man schon lange sucht. Dennoch kann es (vor allem aus finanzieller Sicht) günstiger sein, mit Sorgfalt und Ruhe den Wagen zu kontrollieren als einen Schnellschuss zu wagen!

Für die Begutachtung eines Fahrzeugs wurde diese Kaufberatung so entwickelt, dass man den Wagen systematisch von vorne nach hinten und wieder zurück betrachten wird. Dabei wird das Fahrzeug auch mehrmals umrundet, so dass sichergestellt ist, so wenig wie möglich zu übersehen. Auch wäre eine Checkliste sinnvoll, auf der man sich alle wesentlichen Punkte vermerkt, um sich hinterher Argumentationshilfen für die mögliche Verhandlungsrunde zu schaffen.

Generell gilt, ohne dass es einer besonderen Erwähnung im Detail bedarf, dass der Lackzustand insgesamt betrachtet werden sollte. Gibt es Farbabweichungen, größere Kratzer, Dellen oder gar Hagelschäden?

Beginnen wir unsere Begutachtung direkt an der Front des Fahrzeugs. Dies bietet mehrere Vorteile: zum einen kann man leicht die Spaltmaße beider Kotflügel zur Motorhaube prüfen und etwaige Verwerfungen feststellen. Das Gleiche gilt für den Bereich der Frontmaske unterhalb der Stoßstange. Kleine Rempler oder Auffahrunfälle lassen sich hier sofort ausmachen, wenn das Blech verformt ist. Bei den Kotflügeln ist zusätzlich auf das seitliche Anliegen in Blinkerhöhe zu achten. Das Spaltmaß oben zur Motorhaube mag stimmig sein. Wenn er jedoch schon einmal demontiert war und nicht sauber anliegt, lässt sich dieser Mangel im Bereich des Blinkers sehr gut feststellen. Beginnender Rost an diesen Stellen ist dann eine typische Folge. Ferner erlaubt der Blick auf die Front auch die Lage der Stoßstange und die Vollständigkeit des Schriftzuges im Kühlergrill (sofern es sich um einen 5-Zylinder oder frühen CD handelt) zu kontrollieren. Sitzt sie noch bündig oder ist sie bereits verformt, weist sie Wellen auf? Auch auf den Chromzustand ist zu achten. Kleine Pickelbildung lässt sich noch entfernen, Lochfraß nicht mehr. Der Zustand der Kunststoffecken an den Seiten (nur vor dem Facelift) ist ebenfalls auf größere Kratzspuren, Risse und ordnungsgemäßen Sitz zu kontrollieren. Möglicherweise hat sich Rost rund um die beiden Verschraubungspunkte am Kotflügel gebildet. Schließlich können von vorne auch die Lampeneinheiten auf Feuchtigkeit und Risse sowie die Reflektoren auf Rost und Blindheit überprüft werden. Wir bleiben zunächst vorne und werfen nach dem Öffnen der Motorhaube einen ausgiebigen Blick in den Motorraum. Tauchen in diesem Bereich des Fahrzeugs schon größere Rostnester auf, lässt der Rest des Fahrzeugs auf ähnliche Probleme schließen. Bereits beim Öffnen kann die Funktionsfähigkeit des Haubendämpfers (ab GL) überprüft werden. Sodann sollte man sich sofort den Federbeindomen widmen. Sind diese an- oder gar durchgerostet, kann dies zwar mittels Reparaturblechen instandgesetzt werden. Jedoch sind der Aufwand und damit die Kosten immens, wenn man es von einem Fachmann richten lässt. Daher sind durchgerostete Federbeindome an der Vorderachse im Grunde genommen bereits ein K.O.-Kriterium für das Fahrzeug, da kaum damit zu rechnen ist, dass der Rest des Autos noch weitgehend intakt ist. Direkt im Anschluss bietet sich eine Kontrolle der Radhausbleche an. Sie rosten gern entlang ihrer Falze sowie rund um die Verschraubungspunkte unten.

Als Nächstes sind die Kotflügelaufnahmen zu begutachten: die Verschraubungen erlauben einen Hinweis darauf, ob der Kotflügel schon einmal gelöst wurde oder noch original anliegt. Lacknebel oder raue Innenkanten lassen auf Nachbesserungen durch unsaubere Lackierungen schließen. Zeigen sich auf der Kotflügelaufnahme bereits größere Blasen, kann man getrost davon ausgehen, dass darunter die eigentliche Aufnahme ebenfalls bereits durchgerostet ist. Dies kann man von außen durch das Radhaus kontrollieren, indem man einen Blick auf die Unterseite der Aufnahme wirft. Zwar wird sie dort in der Regel vom Unterbodenschutz verdeckt. Faule Stellen lassen sich jedoch auch schnell mittels vorsichtigem Klopfen oder Drücken ausmachen. Auch bietet es sich an, die Kotflügel motorraumseits über die Öffnungen an ihren Enden auf Höhe der Spritzwand mit einer Taschenlampe auszuleuchten und auf Roststellen oder Konservierungsreste zu achten.

Danach widmen wir uns den Längsträgern im Motorraum und untersuchen sie auf Rost und Verformungen. Massiver Rostbefall in diesem Bereich ist ebenfalls ein K.O.-Kriterium. Da man die Längsträger auch von unten anschauen sollte, kann man bei dieser Gelegenheit gleich den Achsschemel auf Durchrostungen mitkontrollieren. Da wir momentan ohnehin unter dem Wagen liegen, können wir uns nebenbei der Technik zuwenden und Motorblock, Ölwanne und Getriebeeinheit auf Ölundichtigkeiten prüfen. Gleiches gilt für den Kühler. Von unten bietet es sich ferner an, einen weiteren Blick in die Kotflügel hinein zu werfen. Bei schlechter Versiegelung zeigen sich hier gerne weitere Roststellen an der Innenseite des Blechs. Auch die Frontmaske mit ihren zahlreichen Überlappungen und Falzen kann auf diese Weise miterledigt und auf Kantenrost überprüft werden. Wieder vor dem Fahrzeug wenden wir uns nun der Motorhaube zu. Sie rostet gern an den Kanten der zahlreichen Konservierungs-öffnungen sowie um die Lüftungsschlitze hinten. Steinschlagschäden sind entlang der vorderen Kante keine Seltenheit.

Solange die Motorhaube geöffnet ist, können wir auch einige technische Punkte abarbeiten: ist der Motor auch von oben trocken (Ventildeckeldichtung, Ölverschlussdeckeldichtung, Zylinderkopfdichtung)? In welchem Zustand präsentieren sich Zündkabel, Benzin- und Bremsleitungen? Sind die Kühlerschläuche dicht? Welches Bild zeigt sich vom Motorenöl nach Herausziehen des Peilstabes? Welche Farbe weist das Kühlwasser auf, gibt es Spuren von Öl darin? Ist die Servolenkung dicht (sofern vorhanden)? Wie sind die Zündkerzen zu beurteilen? Ist die Verkleidung um den Kühler (Kühlerpappe) noch in Ordnung? Diese neigt aufgrund Ihres Materials über die Jahre zum Auflösen.

Nun wandern wir weiter Richtung Fahrertüre. Wir wenden uns als Erstes der Windschutzscheibe zu. Insbesondere im unteren linken Bereich sammelt sich gerne Feuchtigkeit, die zu Blasenbildung und damit auch langfristig zur Durchrostung des Scheibenrahmens führen kann. Weiterhin ist die Scheibe auf Steinschlagschäden und milchige Ränder abzusuchen. Im Anschluss gehen wir in die Hocke und schauen uns den Zustand des Kotflügels im Bereich der Verschraubung mit dem Schweller an. Hier droht weitere akute Durchrostungsgefahr, erst recht, wenn sich die Stelle nicht mehr in Wagenfarbe, sondern in schwarzem Unterbodenton präsentiert. Dabei streift unser Blick den Reifen, den wir auf seine DOT-Nummer absuchen, um das Alter zu kontrollieren (z.B. 4301 bedeutet, dass der Reifen in der 43. Woche 2001 hergestellt wurde. Dreistellige DOT-Nummern wurden nur bis 1999 verwendet. Ein so alter Reifen sollte eigentlich nicht mehr gefahren werden. Dann kann der Radlauf, die Wagenheberaufnahme ebenso wie der komplette Schweller als weitere klassische Schwachstellen untersucht werden. In all diesen Bereichen ist sorgfältig auf Indizien zu achten, die auf Reparaturbleche schließen lassen. Ferner ist auch ein Blick auf die Unterkante des Schwellers zu werfen. Hier lauern Rostunterwanderungen im rissigen Unterbodenschutz. Sie zeigen sich als hellbraune Verfärbungen.

In der Hocke können wir nun auch sofort die beiden Türen links öffnen und ihre Unterkanten auf Rostbefall untersuchen. Schweißarbeiten in diesem Bereich sind ebenfalls aufwendig. Die Kontrolle der Türe setzt sich oben fort: die Kante unterhalb der Seitenfenster ist zwingend abzusuchen. Gerne sammelt sich Feuchtigkeit im Bereich des Außenspiegels. Blasenbildung lässt hier weitere Probleme erahnen. In diesem Fall hilft es, das Türenblech sorgfältig einer Druckprüfung mit dem Daumen auf seine Stabilität zu unterziehen. Nebenbei können nun die Zierleisten an Kotflügel und Türen auf mögliche Verformungen und Roststellen unter den Zierleisten (die Leisten selbst rosten nicht), sowie auch die Fensterzierleisten auf ihren Chromzustand überprüft werden. Danach schauen wir uns ausführlich das Dach des Fahrzeugs an, insbesondere dann, wenn es sich um einen Typ 43 mit Schiebedach handelt. In diesem Fall ist zunächst die korrekte Lage des Schiebedachs sowie der Zustand des Dichtungsgummis zu prüfen. Generell gilt: größere Blasenbildung auf dem Dach, egal ob ein Schiebedach verbaut wurde oder nicht, ist mit größter Vorsicht zu genießen! Bei Durchrostungen kann man den Kauf bereits getrost abhaken! Schweißarbeiten in diesem Fahrzeugbereich sind enorm aufwendig. Wurden bereits Ausbesserungsarbeiten vom Vorbesitzer unternommen, lässt sich dies fast immer durch kleine Verformungen auf dem Dach feststellen. Daher ist es immer auch auf seine Gleichmäßigkeit anzusehen!

Wir gehen weiter Richtung C-Säule und prüfen auch hier Blasenbildung im Bereich des Daches, wenn das Fahrzeug ein Schiebedach besitzt. In diesem Abschnitt des Typ 43 befinden sich die Schiebedachabläufe. Sollten sie verstopft sein, staut sich die Feuchtigkeit und führt daher zu Rostbefall. Dann folgt auf dieser Seite die Kontrolle der Heckscheibe analog zu vorne.

Im Anschluss widmen wir uns dem linken hinteren Seitenteil und prüfen es auf Beschädigungen. Gerade Beulen durch Parkrempler o.ä. im hinteren Bereich auf Höhe des Kofferraumdeckels sind nur sehr schwer von innen wieder instand zu setzen. Wieder in der Hocke ist der Radlauf ebenso wie die Befestigung der Kunststoffecken der hinteren Stoßstange zu prüfen. Noch weiter unten muss sodann unbedingt die linke Endspitze sowie der komplette hintere Radlauf auf Rostbefall untersucht werden. Noch in der Hocke lohnt es sich, die komplette linke Seite in ihrer Flucht nach vorne zu betrachten, um die Bündigkeit der Türen sowie des Kotflügels beurteilen zu können.

Danach können wir uns dem Heck zuwenden. Wir beginnen wieder mit einer Gesamtbetrachtung und fragen uns, ob der Kofferraumdeckel bündig sitzt und die Schriftzüge vollständig sind. Steht er dagegen nach hinten ab, wäre dies ein erstes Indiz für einen Heckschaden. Weiterhin betrachten wir uns die Rückleuchteneinheiten und suchen nach Rissen oder Feuchtigkeitsspuren. Ergänzend dürfen auch die Kennzeichenleuchten nicht vergessen werden. Um ihre Ränder sammelt sich gerne Rost. Die Stoßstange ist ebenso auf ihren Sitz, Wellen und Verformungen der Halter zu prüfen. Dadurch lassen sich weitere Hinweise auf einen Heckschaden sammeln. Sodann ist das Abschlussblech unter der Stoßstange an der Reihe. Nicht selten finden sich auch hier Rostnester, gerne im Bereich um den Abschlepphaken und an der Naht zu den Endspitzen. Diese Punkte sind auch von der Innenseite zu kontrollieren, dazu legen wir uns fix unter das Fahrzeug. Dies erlaubt gleichzeitig einen prüfenden Blick auf das Blech der Reserveradmulde.

Wieder aufgestanden öffnen wir den Kofferraumdeckel. Klassischer Kantenrost findet sich hier um den schwarzen Grifföffner, entlang der Zierleistenverschraubung innen sowie an den beiden Ecken des Kofferraumdeckels hinten links und rechts.

Dann suchen wir den Kofferraum inkl. des Teppichs auf Feuchtigkeit ab, insbesondere im Bereich um die Heckleuchten innen. Spröde Dichtungen können Wassereintritt verursachen. Auch verdient die Reserveradmulde einen kontrollierenden Blick. Hierzu heben wir die Abdeckung an und suchen wiederum nach feuchten Stellen. Bei der Gelegenheit kann man zusätzlich den Kofferraumboden auf eventuelle Verwerfungen durch Unfälle untersuchen. Sollte es vom Verkäufer erlaubt werden (was eigentlich eine Selbstverständlichkeit wäre), sind nun die beiden Radhausabdeckungen aus Kunststoff zu demontieren. Dies ermöglicht zwei Prüfungen: zum einen ist das Blech der hinteren Radhäuser freigelegt. Diese neigen gerne zu Rostbefall sowie zu akuter Durchrostung oben am Federbeinteller. Zum anderen sind die Seitenteile von innen sichtbar. Gut gepflegte Fahrzeuge weisen hier zumindest noch Spuren von Konservierungsmaßnahmen auf. Vor allem rechts ist im Bereich um den Tankeinfüllstutzen auf Rostbefall zu achten. Nunmehr schließen wir den Kofferraumdeckel und prüfen die rechte Seite der Heckscheibe wie üblich. Weiter geht es nun auf der rechten Seite mit der Endspitze, dem Radlauf sowie dem Schweller mit Wagenheberaufnahme. Auch im hinteren rechten Radhaus ist Rostbefall um das Einfüllrohr und um die Befestigungspunkte der Entlüftungsschläuche nicht selten. Auch ein Gesamtblick auf die Flucht und den korrekten Sitz der geschlossenen Türen bietet sich jetzt an. Dann sind die Türen wie auf der linken Seite zu öffnen und auf Rost an der unteren Kante sowie oben im Bereich des Falzes zu begutachten. Schließlich sind wir beim rechten vorderen Kotflügel angekommen und sehen uns auch hier den Verschraubungspunkt am Schweller ebenso an wie die Verschraubung der vorderen rechten Kunststoffecke der Stoßstange an. Ferner lohnt sich ein Blick auf sämtliche Zierleisten. Zum Abschluss des ersten Rundgangs wenden wir uns wieder der Frontscheibe zu und untersuchen diese auf Rostbefall im Bereich des Scheibenrahmens.

Die Motorhaube ist auch noch geöffnet, so dass wir jetzt den Wasserkasten einer intensiven Untersuchung unterziehen müssen. Dazu wird die Wasserkastenabdeckung (sofern noch vorhanden) abgenommen und der Blechbereich vor der Spritzwand kontrolliert. Gerne neigt der Typ 43 im Bereich des Batteriekastens durch ausgetretene Säure oder durch verstopfte Wasserabläufe zu An- oder gar Durchrostungen. Auf der Fahrerseite ist der Bereich um den Sicherungskasten ebenfalls genau nach Roststellen abzusuchen. Diese können sich insbesondere im Bereich des Austritts des Haubenzuges gebildet haben. Wiederkehrende Reibung kann den Lack abgeschliffen und damit dem Rosten preis gegeben haben.

Nun beginnen wir unsere Besichtigungsrunde im Innenraum. Hierzu öffnen wir die Fahrertüre und betrachten dabei gleich mehrere Dinge: die Gummidichtung am Fahrzeug, die Einstiegsleiste sowie wieder einmal den Kotflügel. Durch das Öffnen der Türe ist der Blick an den Türscharnieren vorbei nun frei und man kann den Kotflügel an der A-Säule auf Rostbefall untersuchen. Konservierungsreste beruhigen in diesem Bereich dagegen ungemein.

Danach wird der Fahrerfußraum (ggf. Fußmatte herausnehmen) auf Feuchtigkeit abgetastet. Verfärbungen im Teppich lassen ebenfalls auf Nässe schließen. Wird man dabei fündig, sollte man mittels eines saugfähigen weißen Küchentuchs die Farbe der Feuchtigkeit ermitteln. Bleibt das Tuch weiß, liegt gewöhnliches Regen- oder Waschwasser vor. Verfärbt es sich dagegen blau oder rot, handelt es sich um Kühlwasser. Dieser Verdacht lässt sich nach Öffnen des Kühlwasserausgleichsbehälters zwecks Farbabgleichs sofort bestätigen. In diesem Fall ist von einem defekten Wärmetauscher auszugehen. Bei gewöhnlichem Regenwasser sind weitere Untersuchungen nötig. Der Wassereintritt könnte durch Korrosion im Scheibenrahmen erfolgt sein oder durch Spritzwasser von unten aufgrund eines durchgerosteten Bodenblechs, das im Wagenheberbereich vorne links und rechts einen Hohlraum bildet, der sehr stark zu Rost neigt.

Dann prüfen wir den Erhalt der vorderen Sitze. Sind die Stoffe noch sauber und rissfrei? Sofort im Anschluss nehmen wir eine Sitzprobe vor und erkennen sofort, wie durchgesessen der Sitz bereits ist. Im Sitzen können wir nun auch schnell den Dachhimmel auf seinen korrekten Sitz und Schmutz betrachten. Ebenso können jetzt die Türverkleidungen angeschaut werden. Dabei ist insbesondere darauf zu achten, ob es zu wellenartigen Verformungen des Stoffes gekommen ist. Dies ist ein klares Indiz auf Feuchtigkeit. Auch können nun die Armaturen untersucht werden: Ob das Kombiinstrument vollständig und original ist oder ob bereits irgendwelche Nachrüstungen oder Umbauten vorgenommen wurden, lässt sich anhand der Ausstattungsvariante nachprüfen. Die Funktionsfähigkeit der Kontrollleuchten lässt sich durch Einschalten der Zündung kontrollieren, ebenso mögliche elektrische Helfer wie elektr. Fensterheber oder das Schiebedach. Letzteres sollte auch bei manueller Betätigung auf seine Funktionsfähigkeit hin geprüft werden. Dazu ist es in beide Stellungen (Ausstell- und komplette Öffnungsposition) zu bringen. Ist das Schiebedach ganz geöffnet, empfiehlt sich ein sehr sorgfältiger Blick auf die gesamte Dachkonstruktion, insbesondere die Wasserabläufe links und rechts auf mögliche Roststellen. Bei Klarglasfahrzeugen ist zudem eine genaue Betrachtung des Armaturenbretts auf Risse (gerne im ganz vorderen Bereich entlang der Windschutz-scheibe innen) zwingend notwendig, bei Colorverglasung wenigstens zu empfehlen. Schließlich verrät ein schneller Blick in den Aschenbecher, ob es sich um ein Raucherfahrzeug gehandelt hat.

Nach dem Aussteigen wenden wir uns dem Fond zu und öffnen hierzu die hintere linke Tür. Als Erstes sind auch hier Einstieg und Türdichtung zu prüfen. Dann schauen wir uns den Zustand der Rückbank an, insbesondere die Lehne oben. Bei Klarglas-fahrzeugen neigt der Stoff durch Sonneneinstrahlung gerne zu Rissen, zumindest aber zu einer erkennbaren Verfärbung. Gleiches gilt für die Hutablage, die zumindest von nachträglichen Lautsprecherumbauten verschont und damit lochfrei sein sollte.

Wir wandern nun wieder um das Fahrzeug auf die rechte Seite, öffnen auch hier die hintere Tür und beenden unsere Begutachtung des Fonds mit den gleichen Prüfungspunkten. Schließlich ist noch der Beifahrerraum zu untersuchen. Hier gilt das Gleiche, was schon zur Feuchtigkeit im Fahrerfußraum und zur Sitzprobe erwähnt wurde.

Da wir das Schiebedach (sofern vorhanden) noch geöffnet haben, ist nach dem Aussteigen von der Beifahrerseite her ein Klopftest durchzuführen. Hierzu wird an mehreren Stellen direkt hinter der Schiebedachöffnung mit der Hand umsichtig auf das Dach geklopft. Anschließend ist das Schiebdach wieder zu verschließen. Sollten sich nunmehr deutliche oder gar massive Krümel auf dem Dach befinden, ist der Bereich zum Wasserablauf bereits der Korrosion ausgesetzt. Zumindest umgehende Konservierungsmaßnahmen wären die notwendige Folge, um eine zwangsläufig drohende Durchrostung am Dach zumindest mittelfristig abzuwenden. Sollte nach dieser ausführlichen Besichtigungsrunde der Wagen weiterhin interessant sein, machen wir uns auf eine Probefahrt. Wichtig: der Motor sollte hierzu kalt sein, um das Kaltstartverhalten (egal ob Vergaser- oder Einspritzmotor) überprüfen zu können. Während oder nach der Fahrt sind die typischen Komponenten wie Kupplung, Schaltung, Bremsen, Stoßdämpfer und Auspuff auf Auffälligkeiten zu überprüfen und soweit möglich zu testen. Auch auf die Laufruhe des Motors, seine Wärmeentwicklung und das Anspringen des Kühlerlüfters ist zu achten. Alle Instrumente sollten ebenfalls ihren Dienst verrichten. Bei höheren Laufleistungen droht nicht selten ein streikender Kilometerzähler.

Als IG stehen wir natürlich gerne beratend zur Seite und leisten Hilfestellung bei weiteren offenen Fragen oder Problemen. Auch bieten wir eine Begleitung zum Besichtigungstermin an, sofern sich dies örtlich umsetzen lässt. Schließlich soll der Traum-43er auch ein Traumfahrzeug in der eigenen Garage bleiben und nicht zum Albtraum mutieren!

Weitere nützliche Informationen enthält die in Ausgabe 08/2004 der Zeitschrift Oldtimermarkt veröffentlichte Kaufberatung.

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